„Ich bin heute persönlich zu Ihnen gekommen, um Ihnen meinen aufrichtigen Dank für Ihr Tun persönlich auszusprechen“, wandte sich der Münsteraner Bischof Felix Genn direkt an die über 60 anwesenden pädagogischen Kita-Fachkräfte, die sich in der Münsteraner Akademie Franz Hitze Haus versammelt hatten. Denn es gab einen Grund zum Feiern: das Aktionsprogramm Kita – Lebensort des Glaubens hat zum ersten Mal zusammen mit der Markus J. König Stiftung einen Familienpastoralen Kreativpreis ausgeschrieben und kürte am gestrigen Montag in einem festlichen Rahmen die Gewinnerinnen und Gewinner.
„Ich bin bei Ihnen, obwohl meine Amtszeit zu Ende geht und mein Terminkalender mehr als voll ist. Aber dieser Termin hier bei Ihnen ist mir wichtig“, fuhr Bischof Felix fort. „Vielen Dank, dass Sie als Erzieherin, als Erzieher Ihre Aufgabe bis an die Grenzen des Belastbaren getan haben und immer noch tun", betonte Bischof Genn und ließ auch die Strapazen während der Corona-Pandemie nicht unerwähnt. "Sie sind ein Knotenpunkt zwischen Kitas und Eltern. Danke, dass es Sie gibt.“
Bischof Felix: „Sie sind ein Knotenpunkt zwischen Kitas und Eltern.“
In Anlehnung an das „Jahr der Familie“, das der Bischof für 2024 ausgerufen hatte, kam den Verantwortlichen des Aktionsprogramms die Idee für den Kreativpreis. "Wir haben uns damit auseinandergesetzt und geschaut, was die Kita als Lebensort des Glaubens ausmacht, was der Titel eigentlich für die Familien bedeutet“, erklärte Sebastian Schiffmann, Akademie-Dozent und Mitarbeiter im Aktionsprogramm, die Idee und das Anliegen des Kreativpreises. Der Preis solle zeigen, „wie wertvoll die Arbeit der Kitas für die Familien im Bistum ist“.
34 Beiträge von insgesamt 76 beteiligten Kitas, davon sieben als Gemeinschaftsprojekte im Verbund, sind eingereicht worden: niederschwellige Alltagsangebote – kreativ, überzeugend und ergreifend umgesetzt. Ein strahlender Bischof überreichte den drei Gewinnergruppen, die von einer unabhängigen Jury ermittelt worden waren, die Urkunden. Verbunden ist der Preis mit je 1.000 Euro.
Kitas als „familienpastorale Kompetenzzentren“
„Familienpastoral bedeutet, Familien in ihrer Vielfalt zu begleiten, sie zu stärken und ihnen in gelebter Praxis des Glaubens Orientierung zu geben. Ihre tägliche Arbeit trägt wesentlich dazu bei, dass Eltern und Kinder sich willkommen und getragen fühlen“, sagte Clarissa Vilain, Professorin für Pastoraltheologie an der Katholischen Hochschule Mainz, zu Beginn ihres Fest-Vortrags. „Sie sind familienpastorale Kompetenzzentren.“ Die Kitas würden Orte schaffen, an denen Familien aufatmen, sich verstanden fühlen und Gemeinschaft erleben könnten. „Solche Orte sind wertvolle, pastorale Knotenpunkte für die Familien im Bistum Münster; Orte, an denen Menschen einander zu Seelsorgern werden“, wandte sich die Professorin direkt an die pädagogischen Kita-Fachkräfte.
Denn damit Menschen zum Glauben finden und sich in diesem stärken könnten, brauche es Übersetzerinnen und Übersetzer. „In ihren Projekten wird deutlich, dass Sie solche Übersetzerinnen und Übersetzer sind.“ Für ein solches Übersetzen gebe es nicht den einen Weg, nicht die eine Checkliste, sondern es brauche immer wieder neue Versuche – kreative Kraft. „Darum liegt es in der Natur der Sache ´Familienpastoral`, dass heute der Kreativpreis vergeben wird. Es ist kreatives Handeln nötig, immer wieder, immer wieder neu. Danke, dass Sie Familienpastoral in Ihrem Alltag mit Leben füllen. Sie sind ein Segen für die Kinder, die Familien und für die Kirche!“
„Die Kitas liegen uns sehr am Herzen."
„Ich habe mir die Projekte und Beiträge angeschaut und bin wirklich beeindruckt“, sagte das Münsteraner Kirchenoberhaupt bei der Preisverleihung. „Ihr Zeugnis des Glaubens stärkt auch mich.“ Das Bistum sei ein großer Träger von Kitas. „Doch warum engagieren wir uns als Bistum so stark im Kita-Bereich?“, fragte Bischof Felix – und lieferte gleich die Antwort: „Die Kitas liegen uns sehr am Herzen. Sie sind Orte, an denen Kinder mit der Wirklichkeit des Glaubens in Beziehung gebracht werden.“ Auf diese Weise kämen auch die Eltern in Berührung mit dem Glauben und es komme zu einer Vernetzung zwischen Kita und Familie.
„Ihre Bereitschaft, mit den Menschen über das schwere Thema Tod und Trauer zu sprechen, sie damit zu konfrontieren hat mich stark beeindruckt“, sagte Bischof Genn zur Abordnung der Kita St. Ida aus Lippetal-Herzfeld, die sich mit „Abschied, Tod und Trauer – das Projekt der Liebensbriefe“ beschäftigt hatte. Das Projekt habe dabei geholfen, so die Jury, die Sprachlosigkeit bei Kindern und Eltern zu überwinden und habe diese dabei unterstützt, trotz der Schwere des Themas, sprachfähig zu werden.
Die Kita St. Paulus aus Voerde „hat mit ´Trudis Regenbogenkirche` einen Bogen gespannt zwischen einem Lebens- und Glaubensort, der es auch noch geschafft hat, im Sozialraum verankert zu sein“, betonte der Bischof. Aus einer Holzhütte sei durch die Umgestaltung eine Kinderkirche geworden. Die Jury lobte diese außergewöhnliche Idee, einen neuen Glaubensort zu schaffen, der von Kindern, Fachkräften und Eltern gerne genutzt werde.
„Diskriminierung und Ausgrenzung haben bei uns keinen Platz."
Als dritter Gewinner wurden die zehn Kitas der Pfarrei St. Antonius in Rheine ausgezeichnet. Ihr Projekt: „Gottes Welt ist bunt.“ Die zehn Kitas haben laut der Jury Flagge gezeigt als An-fang 2024 in Deutschland und auch in Rheine die ersten Demonstrationen für Vielfalt und Toleranz, gegen Rassismus und Ausgrenzung stattgefunden hatten. Die Kita-Kinder hätten die Stimmung in der Stadt wahrgenommen und Fragen gestellt. Die Jury fand es beeindruckend, dass die Kitas diesen Impuls aus dem sozialen Umfeld aufgenommen, ihn für sich reflektiert und dazu Projekttage gestaltet hätten.
„Sie haben damit ein wichtiges Thema aufgegriffen und sich hochpolitisch engagiert“, fand auch Bischof Genn und fügte an: „Diskriminierung und Ausgrenzung haben bei uns keinen Platz. Eine andere Hautfarbe oder eine andere Religion kann uns nicht trennen.“
Der Kreativpreis: ein beeindruckendes Schaufenster in die Kitas des Bistums. Um die kreativen und beeindruckenden familienpastoralen Projekte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat das Kita-Aktionsprogramm eine eigene Internetseite aufgelegt, so dass die Beiträge auf andere Kitas inspirierend wirken und Mut machen können, eigene Idee umzusetzen. Dort finden Sie alles zu den Gewinnerprojekten und zu allen anderen eingesandten Beiträgen