"SCHWERE KINDERHERZEN"

Zertifikatskurs zur Begleitung von Kindern in belasteten Lebenssituationen

Kindheit ist nicht immer leicht und unbeschwert. In jeder Kita-Gruppe sind auch Kinder mit "schwerem Herzen" unterwegs. Kinder, die vorübergehend oder auch langfristig Belastungen oder Risiken ausgesetzt sind, die sich auf ihr Wohlbefinden oder ihre Entwicklungsmöglichkeiten auswirken. Die Gründe können vielfältig sein: Verluste, Trennungen, Einsamkeit, Vernachlässigung, Ausgrenzung, gesundheitliche Probleme, erkrankte Familienangehörige oder familiäre Armut.

Pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begleiten Kinder auf einem Stück ihres Lebensweges und können jedem Kind im Rahmen ihrer fachlichen und persönlichen Möglichkeiten einfühlsame Begleitung, Unterstützung und Beziehung anbieten. Dies ist jedoch eine große Herausforderung, denn jedes Kind zeigt ein eigenes Verhalten und hat andere Bedürfnisse.

In dieser zertifizierten Modulreihe sensibilisieren wir für Situationen, die zu einem "schweren Kinderherzen" führen können. Wir schärfen die eigene Wahrnehmung für individuelle Äußerungen des Kindes und erarbeiten Handlungsmöglichkeiten. Begleitend möchten wir auch danach fragen, ob und wenn ja welche Angebote und Antworten Religion und Glaube für den Umgang mit schwierigen Lebenssituationen bieten können - für uns persönlich genauso wie für Kinder und Familien in den Kindertageseinrichtungen.

Die Modulreihe besteht aus fünf zweitägigen Modulen. Zusätzlich findet nach dem vierten und fünften Modul ein halbtägiges Online-Coaching (mit Walburga Halbrügge-Schneider) in zwei Kleingruppen statt.

Modul 1
Was uns stark macht
Die Bedeutung von Bindung und Beziehung in der frühen Kindheit

Bindung ist die Grundlage für unser Dasein in dieser Welt. Als soziale Wesen können wir ohne Bindung und Beziehung nicht leben. Die Qualität der Beziehung zu Kindern entscheidet darüber, wie gut Kinder sich entwickeln und lernen können. Außerdem ist mindestens eine gute Beziehung zu einem Erwachsenen die Säule für Resilienz, das heißt für die seelische Widerstandskraft. Deshalb ist der Aufbau einer feinfühligen Beziehung zu den Kindern die Grundlage für pädagogisches Arbeiten und für die Begleitung in schwierigen Lebenssituationen.

Inhalte der Fortbildung sind:
- Die Bindungstheorie nach Bowlby
- Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema "Bindung"
- Die Entstehung von Bindung und die Konsequenzen für pädagogisches Handeln
- Der Zusammenhang von Bindung und Resilienz
- Emotionscoaching und die Bedeutung der Empathie in schwierigen Lebenssituationen
- Reflexion der eigenen stärkenden Bindungserfahrungen

Referentin: Sabine Hertwig, Heilpädagogin, Erzieherin, Systemische Familientherapeutin https://projektfamilie.de/

Modul 2
Ich bin der ich bin da
Glauben als Ressource in schwierigen Lebenssituationen

Wie gehen Menschen mit Leid, Elend, Katastrophen, Ausweglosigkeit, schlichtem Unglück oder schwerem Verlust um? Dass es diese Frage für uns alle gibt, wissen wir und dass es sie schon immer gab, davon erzählen die Geschichten der Bibel. Und die Geschichten dort gehen einen Schritt weiter und beschreiben, wie geht das vor dem Hintergrund des Glaubens an einen Gott, von dem es heißt: Ich bin der ich bin da. Unbedingt da. Egal was kommt da. Egal wie heftig, traurig, dunkel, stürmisch, wütend, verzweifelt es wird da. Egal wie sehr vielleicht auch wir selbst als Menschen es verbocken da. Un-bedingt. Un-sachlich. Ganz-Gegenüber.
Das Modul schaut auf die Wirksamkeiten von Glauben im Gegenüber schwerer Situationen und ihrer Bewältigung und auf das, was sich daraus für die Arbeit in der Kita ableiten lässt. Wir schauen auch darauf, ob es einen Mehrwert hat, damit in einer Kita in katholischer Trägerschaft auf dem Boden eines Glaubens an den "Ich bin der ich bin da" zu sein.
Referent: Marcus Bleimann, Theologe, Historiker, Fachstelle Kita-Pastoral/BGV Münster

Modul 3
Verluste in der Kindheit verstehen und begleiten
Wenn Kinder Heimatabschied, Trennung, Sterben und Tod begegnen

Unser Leben ist von Anfang an und immer wieder geprägt durch Veränderungen und Verluste. Diese lösen Trauerprozesse - das heißt innere Prozesse - aus, die wir auf natürliche Weise vollziehen. Das gelingt uns jeweils mehr oder weniger gut und ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Auch Kinder können schweren Abschiedssituationen ausgesetzt sein, mit denen sie gegebenenfalls sehr alleine stehen, weil die Umgebung mitbetroffen ist, den begleitenden Erwachsenen die Worte fehlen oder es ihnen an Sicherheit, Ressource oder Wissen mangelt.

Begegnung mit dem Verlust - Unterstützung zur Anpassung
Verluste und Veränderungen können in einen neuen Rahmen gesetzt werden - angefangen mit unserer Erwachsenen-Wahrnehmung. Das ermöglicht uns, Kinder mit mehr Zuversicht zu begleiten und trotz widriger Umstände weiterhin Hoffnung schöpfen zu können.
In diesem Modul werden wir - ergänzend zu den vorigen - erarbeiten, wie wir Kinder in spezifischen Abschieds-Situationen stärken können. Wir wollen erreichen, dass Kinder aus Verlusten ein Rüstzeug, ein Handlungsrepertoire für ihr weiteres Leben erfahren.

Referentin: Cécile Droste zu Vischering, Diplom-Psychologin, Zertifizierte Personal und Business Coach www.coaching-fuer-trauernde.de

Modul 4

Familien im Krisenmodus
Umgang mit belasteten/belastenden familiären Umfeldern

Kritische Lebensereignisse, die akut oder schleichend in den Alltag von Kindern einbrechen, erzeugen Belastungen und erfordern Bewältigungsstrategien. Manche Kinder zeigen sich scheinbar unauffällig und "funktionieren" in der Zeit der Krise, indem sie versuchen, ihre Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Andere Kinder reagieren auf die Belastungen mit körperlichen Symptomen und/oder auffälligen Verhaltensweisen.
Kinder drücken ihre Not oft auf Umwegen aus. Sie leiden in ihrer eigenen Art, die für die Erwachsenen nicht immer begreifbar ist. Sie drücken ihre Sorgen verdeckter aus und benutzen kaum sprachlich ausgedrückte Hilferufe.
Das Besondere und Erschwerende einer Belastungssituation für Kinder ist es, dass in der Regel die Hauptbezugspersonen, also die Eltern, selber massiv involviert, selbst betroffen oder Verursacher der Belastung sind. Sie haben also wenig Kapazität und Möglichkeiten, die Kinder aufzufangen und angemessen zu begleiten.

Sehen-Verstehen-Handeln
In diesem Modul geht es darum, kritische Lebensereignisse im Leben eines Kindes als Auslöser von Krisen zu erkennen, den Umgang des Kindes mit der Belastungssituation als individuelle Bewältigungsstrategie zu verstehen und wertzuschätzen, um ein Kind fachlich kompetent durch die Zeit der Krise begleiten zu können.
Denn Kinder mit schweren Kinderherzen brauchen Zeugen für ihre Tapferkeit, ihren Mut und ihr Leid. Sie brauchen Erwachsene, die sie trösten und ihnen verantwortungsvoll Räume der Sicherheit und Exploration zur Verfügung stellen.

Referentin: Walburga Halbrügge-Schneider, Diplom-Pädagogin, Krankengymnastin

Nach dem 4. und 5. Modul werden in zwei Kleingruppen zwei Online-Coachingtermine angeboten, die Bestandteil der Modulreihe sind.

Modul 5

Die Kita als sicherer Ort
Traumapädagogik im Elementarbereich

Die Kita als sicherer Ort für Kinder die belastende bzw. traumatische Erfahrungen in sich tragen, stellt an die pädagogischen Mitarbeitenden besondere Anforderungen. Über den Erwerb von Grundkenntnissen zu Trauma und Traumafolgestörungen im Kita-Alter hinaus, werden die Teilnehmenden eingeladen, sich reflexiv mit einer traumapädagogischen Haltung auseinander zu setzen, die die Basis für traumapädagogisches Handeln ist sowie mit der Frage, was sie selbst zu ihrer emotionalen Entlastung benötigen.

Des Weiteren wird es in diesem Modul darum gehen,
- einen haltgebenden Kitaalltag durch Struktur, Rituale und für die Kinder nachvollziehbare Absprachen zu gestalten.
- sensibel zu werden für die Bindungswünsche, Bedürfnisse und Ressourcen der Kinder mit traumatischen Erfahrungen.
- Methoden kennenzulernen, die betroffene Kinder ermutigen, beruhigen und stabilisieren, um ihnen in einer Kitagruppe Geborgenheit und Entwicklungsmöglichkeiten zukommen zu lassen.

Referentin: Maria Krautkrämer-Oberhoff, Dipl.-Pädagogin, Supervisorin (DGSv), Traumapädagogin

Nach dem 4. und 5. Modul werden in zwei Kleingruppen zwei Online-Coachingtermine angeboten, die Bestandteil der Modulreihe sind.

Hinweis:
Eine Übernachtung ist vorgesehen, die Kosten trägt das Aktionsprogramm. Wenn Sie übernachten möchten, geben Sie dies bitte bei der Anmeldung an. Weitere Informationen zu den Inhalten der fünf Module können Sie der Ausschreibung auf unserer Homepage entnehmen (siehe Kursnummer 2023-405). Nach dem 4. und 5. Modul werden in zwei Kleingruppen zwei Online-Coachingtermine angeboten, die Bestandteil der Modulreihe sind.

Die Module finden an unterschiedlichen Orten statt:
M1 + 2: Abtei Gerleve, Haus Ludgerirast, Billerbeck, M3: Kolping-Bildungsstätte, Coesfeld, M4 + 5: LVHS Schorlemer Alst, Warendorf-Freckenhorst

Zeitraum: Do, 12.09.2024 - Mi, 04.06.2025
Uhrzeit: 9:30 Uhr - 17:00 Uhr
Ort: Haus Ludgerirast, Benediktinerabtei Gerleve (Google-Maps-Ansicht)
Gebühr:
M1: 12./13.09.24; M2: 12./13.11.24; M3: 05./06.02.25 ; M4. 13./14.03.25; M5: 03./04.06.25
keine
Leitung: Sabine Hertwig, Marcus Bleimann, Cécile Droste zu Vischering, Walburga Halbrügge-Schneider, Maria Krautkrämer-Oberhoff
Kursnummer: 2024-403
Anmeldeschluss: Do, 01.08.2024
 

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Ansprechpartner

Marcus Bleimann
Leitung des Aktionsprogramms
Fachstelle Kita-Pastoral/BGV Münster       
Telefon:0251 495-577
bleimann(at)bistum-muenster.de

Stefanie Auditor
Fachstelle Kita-Pastoral/BGV Münster       
Telefon:0251 495-6393
auditor-s(at)bistum-muenster.de

Sebastian Schiffmann
Begleitung des Aktionsprogramms
Akademie Franz Hitze Haus
Telefon: 0251 9818-460
schiffmann(at)franz-hitze-haus.de

Vanessa Fliß
Sekretariat und Sachbearbeitung
BGV Münster
Telefon: 0251 495-551
kita-aktionsprogramm(at)bistum-muenster.de