Fachvortrag: Religionssensible Erziehung und Bildung in der Kita

Dass religionssensibles Arbeiten die Feinfühligkeit für religiöse Momente im Kita-Alltag bei Kindern, aber auch bei den pädagogischen Fachkräften fördert, das hat der Online Fachvortrag „Glauben kann man doch nicht erklären – Religionssensible Erziehung und Bildung in der Kita“ des Aktionsprogramms Kita – Lebensort des Glaubens des Bistums Münster in Kooperation mit der Münsteraner Akademie Franz Hitze Haus gezeigt. 

„Der Grundauftrag von Kindertageseinrichtungen in unserer Gesellschaft ist Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern – egal in welcher Trägerschaft sich die Kitas befinden“, sagt Referentin Judith Weber zu Beginn ihres Vortrags. Die Religionspädagogin und Pastoralreferentin leitet die Abteilung Erwachsenenpastoral und das Referat Ehe – Familie – Diversität im Seelsorgeamt der Erzdiözese Freiburg. „Die Situation in Kindertageseinrichtungen ist die, dass sich dort die kulturelle, religiöse und weltanschauliche Vielfalt der Gesellschaft wiederspiegelt. Und letztendlich geht es darum, wie wir in den Kitas in einer konstruktiven Art und Weise damit umgehen“, berichtet Weber den knapp 60 teilnehmenden pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Mitgliedern aus Seelsorgeteams und angehenden Pastoralreferentinnen und -referenten. 

Ausgehend von der Überlegung, dass jede Kita über ein pädagogisches Konzept verfüge und damit ihr pädagogisches Handeln begründe, stellt Weber die Frage, ob man auch so das religionspädagogische Handeln begründen könne. „Und das ist genau der Ansatz, dass ich sage, aufgrund meines pädagogischen Handelns begründe ich auch mein religionspädagogisches Handeln, eben weil die Religionspädagogik in der Kindertageseinrichtung ein Teil der Gesamtpädagogik ist.“ 

Sechs Handlungsgrundsätze schreibt die Referentin dazu den Teilnehmenden in ihr Stammbuch: „Das Kind ist der Ausgangspunkt jeder religionssensiblen Bildung und die Religionssensibilität ein Bestandteil der pädagogischen Arbeit in den Kitas.“ Die Kitas fungieren in ihrem Konzept dabei als religionssensibler Lebens- und Erfahrungsraum und die „Einrichtung als Ort gelebter Religionssensibilität, wobei die religiöse Pluralität im Kontext der religionssensiblen Bildung zu beachten ist“. Die Religionssensibilität ist somit als sozialberufliche Kompetenz der pädagogischen Fachkräfte wünschenswert.

„Das Konzept der religionssensiblen Erziehung und Bildung ist zu einer der theoretischen Grundlagen für das ´Aktionsprogramm – Kita Lebensort des Glaubens` geworden“, bringt es Sebastian Schiffmann, Akademie-Dozent und Mitarbeiter im Aktionsprogramm, auf den Punkt. „In der Praxis hilft dieser Ansatz alltägliche Lebens- und Erfahrungsräume für Religion zu öffnen.“ Religion werde zu einem festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit in der Kita und die eigene Persönlichkeit mit allen, auch religiösen, Facetten könne in einen pädagogischen Prozess einfließen. „Diese Haltung ermöglicht Kindern, die religiöse Tradition als eine Ressource zu entdecken.“ 

Und Karolin Thater, Mitarbeiterin im Aktionsprogramm ergänzt: „Letztendlich geht es bei der religionssensiblen Erziehung immer auch um eine Sozialraumanalyse. Wo ist Religion schon da? Wo kommt Religion vor und wie lässt sich durch diese Brille Kita-Alltag gestalten?“ Letztendlich gehe es darum, sensibel zu werden für die Religiosität, die die Kinder in die Kita von sich aus mitbringen.  Die Pastoral sei dafür da, diese Wege, dieses Sensibel-werden zu begleiten. „Positiv gesehen geht man davon aus, dass Religion und Glaube in der Kita vorhanden sind. „Es muss nur von den Fachkräften gesehen und gehoben werden.“